Tag Archives: goethe

Lambertz ist auch in Lyon bekannt

14 Mai

Man kann über den Sinn oder Unsinn der „Lambertzschen Außenpolitik“ streiten, doch dass sie von Erfolg gekrönt ist, zeigen nicht nur die vielen Kooperationen verschiedenster DG-Institute und -Organisationen (u. a. in der Förderpädagogik oder im Bibliothekswesen).

Ich habe in der letzten Woche in Lyon (hier habe ich einst ein fünfmonatiges Praktikum beim Goethe-Institut gemacht) einen alten Freund besucht. Mein Kumpel arbeitet beim Goethe-Institut in der Programmabteilung und so kam es, dass ich am Mittwochnachmittag (neben Joschka Fischer, das ist allerdings eine andere Geschichte) den neuen Direktor des Goethe-Instituts von Lyon, Bernd Finger, kennenlernen durfte. Finger ist erst kürzlich nach Lyon gezogen, vorher war er in Budapest bei der Deutschen Botschaft beschäftigt.

Nachdem ich mich nun kurz vorgestellt hatte und ausholen wollte zu einem kleinen Referat über Ostbelgien (wer kennt das nicht?!), unterbrach mich der Institutsleiter abrupt. Er teilte mir mit, dass er sehr wohl die „Die Deutschsprachige Gemeinschaft“ kenne. Finger erkundigte sich, ob Lambertz immer noch Ministerpräsident sei. Er habe ihn vor ein paar Jahren anlässlich eines Vortrags bei einer deutschen Minderheit in Ungarn kennen- und schätzen gelernt. Nach einem regen Gespräch über die DG und ihre besondere Stellung beschlossen wir, in Kontakt zu bleiben und dass ich hier vor Ort für etwaige Praktikanten die Werbetrommel rühre. Deutschsprachige Praktikanten mit Französischkenntnissen sind in Lyon nämlich sehr willkommene Gäste, die über ein europäisches Programm auch bezuschusst werden.

Ich glaube, dass es das ist, was Karl-Heinz Lambertz mit seinen „kostspieligen“ Auslandsreisen bewirkt. Das wollte ich einmal gesagt haben.

Von der Kraft der Entschleunigung

13 Dez

Im Herbst 2012 fand im beschaulichen St. Vith in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (DG) das 25. Internationale Theaterfest statt. Mit dabei waren auch deutsche Produktionen wie das Stück „Phase 1“ der Kölner Formation Blackbox-Company oder das ostbelgische Agora-Theater, das insbesondere mit „Heute: Kohlhaas“ überzeugen konnte. Es ist komisch. Das Wörterbuch des Schreibprogramms kannte das Wort „Entschleunigung“ beim Schreiben dieser Zeilen nicht. Liegt es vielleicht daran, dass sich diese Wortschöpfung erst seit Kurzem in den deutschen Sprachgebrauch eingeschlichen hat? Es bedarf wohl eines Sprachwissenschaftlers, um dieser Frage detailliert auf den Grund zu gehen, doch in jedem Falle war die „Entschleunigung“ das diesjährige Thema des mittlerweile traditionsreichen Theaterfestes der DG im kleinen Eifelstädtchen St.Vith.

So gab es beispielsweise eine Installation mit zehn Zelten, die in Form eines Massagestuhls, verschiedener Puzzle-Spiele oder der Möglichkeit, sich einen Tee aufzugießen, Entschleunigung, Unterhaltung und Entspannung boten. Außerdem waren auf dem Festival-Plakat das Tempo-25-Schild und ein Traktor als Symbole der Langsamkeit abgebildet. Humor bewiesen die Akteure der Agora-Formation ebenfalls. Denn die Bewohner der Region Mürringen, denen man nachsagt, etwas langsamer zu sein, bezahlten nur die Hälfte des Eintrittspreises. Die einzige Bedingung: Sie mussten es pünktlich zu Vorstellungsbeginn in den Veranstaltungssaal schaffen.

Den Rest des Textes, den ich für das Goethe-Institut geschrieben habe, gibt es HIER. Auch auf Französisch und Niederländisch (einfach oben auf der Homepage die Sprachauswahl wechseln), wenn ihr wollt. 🙂

DJ Elephant Power: „Alles eine Frage des Spiels“

23 Jul

Das Goethe.rmx-Projekt geht um die Welt. Für sein Heimatland Belgien hat sich DJ Elephant Power an die Goethe-Ballade Der König in Thule von Emil Klotzsch gewagt. Der begeisterte Turntablism-Künstler, DJ und Komponist hat sich dem Stück akribisch angenähert und somit einen Remix geschaffen, der nicht nur als „typisch belgisch“ bezeichnet werden kann.

Für ihn sei Klotzsch eine richtige Entdeckung gewesen, erzählt uns Nicolas Baudoux auf der Sonnenterrasse des Museums für Musikinstrumente, mit Sicht auf das Brüsseler Stadtzentrum. Den Ort hatte Baudoux, der seit mehr als sieben Jahren als DJ Elephant Power Plattenspieler als Musikinstrument und Showutensil benutzt, wahrscheinlich bewusst ausgewählt. Der sympathische Wahl-Brüsseler mit der langen, lockigen Mähne hat sich der DJing-Kultur verschrieben. „Diese Kultur lebt davon, aus zwei Dingen, die nichts miteinander zu tun haben, etwas Neues zu schaffen. Dadurch habe ich eine sehr direkte Herangehensweise an Remixe entwickelt!“, erzählt der Künstler enthusiastisch.

„Als Komponist ist man zunächst stets von den Emotionen geleitet. Am Anfang ergründet man das Werk auf seine eigene Weise“, beschreibt der junge DJ die erste Schaffensphase, in der er außerdem das Goethe-Gedicht intensiv las. So ist der Brüsseler Turntablist vom düsteren Teil der Ballade inspiriert worden.

Um den eigentlichen Remix anzufertigen, frage er sich anschließend: „Was kann ich mit dem Stück machen?“ Für Baudoux war direkt klar, dass er den Fokus auf die Stimme legen muss. Diese wurde dann manipuliert, gemixt und gescratcht. Er hat die Stimm-Positionen umgestellt und die Harmonie der  eigens kreierten Akkorde feingetunt. „Das ist alles eine Frage des Spiels“, gibt der Künstler bescheiden zu.

Zu Beginn seiner DJ-Tätigkeit hatte der Künstler zunächst sehr experimentelle, elektronische Musik komponiert und gespielt. Im Laufe der Zeit haben seine Interessen, Nachforschungen und die Bühnenshow-Erfahrung seine Kompositionen jedoch nachhaltig beeinflusst, so dass seine Musik jetzt zugänglicher wirkt. „Das heißt aber nicht, dass ich die vorherige Seite des Buches zugeschlagen habe“, sagt Baudoux mit Blick auf seine musikalische Zukunft.

Auf die Frage, ob seine Arbeit typisch belgisch oder typisch Elephant Power sei, antwortete er ganz diplomatisch: „Beides!“. Ein Remix sei zunächst sehr persönlich und trage immer die Handschrift des Künstlers. Indes finde sich aber auch die belgische Kultur in seiner künstlerischen Ausdrucksweise wieder. „Die geografische Position, der Surrealismus und die Eigentümlichkeit Belgiens an sich als auch die verschiedenen kulturellen Einflüsse der hier lebenden Menschen fließen in meine Arbeiten ein“, so der Belgier. „Sowieso ist Musik etwas Universales und berührt das Innere im Menschen“, gibt er zu Protokoll. Die Leute vom Musikinstrumentenmuseum hätten an DJ Elephant Power sicherlich Gefallen – auch wenn die Plattenspieler des Museums aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen.

Dieser Artikel ist bereits auf http://www.goethe.de/ins/ca/lp/kul/mag/dig/goe/de8068105.htmerschienen.

Fotos und Hintergrund der Page: Christine Bongartz

DJ Elephant Power verfügt seit seiner ersten Veröffentlichung (No Si, Ni So, Sonig Label, Köln) im Jahr 2004 in der belgischen wie auch in der deutschen Szene über einen guten Ruf. Seine DJ-Sets und Veröffentlichungen sind durch wildes Scratching geprägt und leben von freier Improvisation. Sie bringen die verschiedensten Musikstile wie Baile Funk, Dubstep, Electro, 8Bit, Hip-Hop oder House unter einen Hut. Er tourte im letzten Jahr mit Ratatat und befand sich im Vorprogramm der letzten Mouse on Mars-Tour. Außerdem gewann Baudoux 2011 den belgischen Musikpreis „Octaves de la Musique“ in der Kategorie: „Electro“. Unter den Mitkonkurrenten befand sich u.a. Aeroplane.

Weiterführende Links:

www.emilklotzsch.de

www.djelephantpower.com

www.sonig.de

www.wikipedia.org/wiki/Turntablism